Röntgentechnik hilft bei der Restaurierung

Neben Fenstern, Dach und Wänden warteten im Röntgen-Geburtshaus auch einige kunstvoll verzierte Metallteile auf ihre Restaurierung. Mit Hilfe modernster Röntgentechnik wurden historische Ziergitter und gusseiserne Säulen untersucht und anschließend repariert. Sie schmücken die Vorderseite des Gebäudes und erzählen anhand von Farbschichten und alten Reparaturspuren ihren Teil der Geschichte.

Die filigranen Ziergitter wurden nach Vorlagen eines Schülers des berühmten Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel, Friedrich August Stüler, gefertigt. Geschwungene Säulen und verspielte Kopfstücke, so genannte Kapitelle, ergänzen das Dekor der Fensterfront. Eingebaut wurde sie um 1860, als die Schauseite des Hauses um ein Ladenfenster für die darin ansässige Metzgerei ergänzt wurde.

Hier wird eine Form gebaut, um per Abguss fehlende Teile im Ziergitter zu ergänzen.Hier wird eine Form gebaut, um per Abguss fehlende Teile im Ziergitter zu ergänzen.Prof. Bernhard MaiDas Team um Professor Bernhard Mai vom Büro für Metallrestaurierung aus Erfurt entfernte die Metallteile im Juli 2017 vorsichtig und transportierte sie von Remscheid-Lennep in die Thüringer Werkstatt. Die Gitter wurden in den vergangenen Jahrzehnten so oft übermalt, dass die feine Struktur kaum noch sichtbar war. Die Restauratoren befreiten sie chemisch von allen Farbschichten und reinigten vorsichtig mit einem Skalpell nach. Anschließend wurden fehlende Teile in Formen nachgegossen und ersetzt. An den Säulen untersuchten die Fachleute das Material und die aufgetragenen Lackierungen genauer, unter anderem auch per Röntgenfluoreszenzanalyse. Diese wird eingesetzt, um Materialien, vor allem Metall, auf seine elementare Zusammensetzung hin zu untersuchen, ohne sie zu beschädigen. An zwei Proben wurde das Metall auch quer angeschliffen, so dass die Farbschichten unter dem Mikroskop wie die Jahresringe eines Baumes sichtbar werden. Zu Tage kam, dass sie zuletzt dunkelgrün gestrichenen Säulen früher auch in Weiß, Hellgrau, Orange und Rot zu sehen waren. Dazwischen fanden sich immer wieder auch „Schmutzhorizonte“, an denen man erkennen kann, in welchen Abständen neu gestrichen wurde. Die Risse in den Säulen und Kapitellen wurden fachgerecht verschlossen und alte Reparaturen durch neue Ergänzungen ersetzt. Inzwischen haben die Fachleute die Säulen wieder an ihren angestammten Platz an der Fensterfront eingebaut – die Ziergitter müssen noch ein bisschen warten.